Bei der 50. Austragung des Hypo-Meeting in Götzis konnte sich Mehrkämpfer Simon Ehammer (25) gleich über mehrere Erfolge freuen. Er stellte mit 8575 Punkten einen neuen Schweizerrekord auf, verbesserte eine persönliche Bestleistung, qualifizierte sich sowohl im Weitsprung als auch im Zehnkampf offiziell für die WM in Tokio und nicht zuletzt schaffte er es in einem hervorragend besetzten Teilnehmerfeld auf Rang 3. Team-Kollege Andrin Huber schaffte die Qualifikation für die U23-EM in Bergen souverän.
Die Vorfreude auf das Meeting war in den Tagen und Wochen zuvor spürbar – nicht nur bei Simon, sondern generell in und um die Appenzellerland Sportschule und den TV Teufen. Götzis ist für die Mehrkämpfer, was Wimbledon für die Tennisspielerinnen oder das Lauberhorn für die Skifahrer ist. Und in diesem Jahr, der Jubiläumsausgabe, war die Aufmerksamkeit sogar noch etwas grösser als sonst. Insbesondere im Zehnkampf warteten die Organisatoren mit einem beeindruckenden Starterfeld auf. Darunter befanden sich mit Simon Ehammer und Andrin Huber auch zwei Vertreter des TV Teufen. Einzig Olympiasieger Markus Rooth fehlte, ansonsten war alles dabei, was Rang und Namen hat: Warner, Neugebauer, Kaul, Skotheim, Owens-Delerme, Lepage. Das äusserte sich auch darin, dass am Vorabend des Meetings die Top-10-Athleten der Öffentlichkeit gezeigt wurden, der Publikumsliebling und Schweizer Rekordhalter Simon Ehammer aber nicht dazu gehörte.
Ob es ihn zusätzlich motiviert hat, ist ungewiss. Gewiss ist aber, dass Ehammer in den zwei Tagen im Vorarlberg mit einer hervorragenden Leistung aufwartete. Von Anfang an konnte er sich an der Spitze behaupten, übernahm nach der zweiten Disziplin, dem Weitsprung gar die Führung und schloss den Tag mit einer persönlichen Bestleistung über 400 m ab. Die 8,34 m im Weitsprung bedeuteten auch gleich die offizielle Qualifikation für die Weltmeisterschaften in Tokio im September.
Den Schwung des ersten Tages wusste der Appenzeller in den zweiten Tag mitzunehmen. Dort gewann er – mit Ansage – die 110 m Hürden und machte sich auf, in seiner vermeintlichen Zitterdisziplin Diskus nicht zu viele Punkte auf die Konkurrenz zu verlieren. Mit soliden Würfen über 40 m, knapp unter seiner persönlichen Bestweite, gelang dies.
Was folgten, waren überzeugende Darbietungen im Stabhochsprung und im Speer. Damit war klar, dass der eigene Schweizer Rekord von 8468 Punkten vor dem abschliessenden 1500 m Lauf in greifbarer Nähe lag. Und diese Chance liess er sich nicht entgehen. Letztlich resultierten hervorragende 8575 Punkte und der dritte Schlussrang hinter dem Hallen-Weltmeister Sander Skotheim (NOR) und dem Amerikaner Kyle Garland. Für die WM-Qualifikation wären 8550 Punkte nötig gewesen, womit Ehammer innerhalb von gut 24 Stunden gleich zwei Saisonziele erreichte.
Die tolle Leistung ist eine grosse Genugtuung für den Mann aus Gais und die Bestätigung für den Weg, den er zusammen mit seiner Trainer-Crew eingeschlagen hat. Zweifel daran, ob es richtig ist, nach wie vor auf den Weitsprung und Zehnkampf zu setzen, dürften fürs Erste zerstreut sein.
Für Ehammer geht es jetzt mit dem Diamond League Meeting in Rom (6. Juni) weiter. Kann er seine gute Form aus Götzis konservieren, ist ihm auch dort einiges zuzutrauen.
Im Windschatten von Simon Ehammer zeigte Andrin Huber trotz nicht optimaler Vorbereitung (Hamstring-Probleme) einen soliden Wettkampf. 7713 Punkte reichten letzten locker für die Qualifikation für die U23-EM in Bergen (NOR) - Andrins erklärtem Saisonhöhepunkt.
(Foto: athletix.ch, Ulf Schiller)