Fünf Schweizer*innen, ein Liechtensteiner und ein Schwede waren an den Olympischen Spielen in Paris mit dabei. Und sie alle schrieben ihre ganz eigenen Geschichten. Dass am Ende vier von ihnen mit einem Diplom nach Hause fahren können, war das Tüpfelchen auf dem «i».
Den ersten Glanzpunkt in Paris setzte der Liechtensteiner Mountainbiker Roman Püntener (20). Als einziger Teilnehmer des Fürstentums wurde ihm die Ehre als Fahnenträger zuteil. Zusammen mit Belize, Somalia und Nauru war Liechtenstein eine von vier Nationen, die lediglich einen Athleten ins Rennen schickten. Bei seinem Auftritt wusste er zu überzeugen. Er beendete den Parcour auf Rang 28 und sprach danach von seiner besten Saisonleistung.
Mit grossen Ambitionen startete der amtierende WM-Dritte Nils Stump in seinen Judo-Wettkampf. In einer der vom Wettkampfmodus her brutalsten Sportarten der Olympischen Spiele traf er in Runde 1 auf den Mongolesen Erdenebayar Batzaya, die Weltnummer 26. Nach einem ausgeglichenen Kampf mit leichten Vorteilen für Stump kam es zur Verlängerung. Und dort war der Mongolese der etwas glücklichere Kämpfer. Nach knapp 30 Sekunden setzte er zum entscheidenden Angriff, der Kampf war gelaufen. Im Judo gibt es in den ersten Runden keine Repechage, so dass das Abenteuer Olympia 2024 bereits nach 4,5 Minuten zu Ende war für den 27-jährigen Ustermer. Ein wahrlich brutales Ende.
Im Schwimmbecken in der La Defense Arena startete der 23-jährige Tessiner Noè Ponti seine Mission Olympia-Medaille. Nachdem er etwas überraschend in Tokyo vor drei Jahren bereits Bronze über 100 m Schmetterling gewinnen konnte, gehörte er in diesem Jahr zu den meistgenannten Favoriten auf Edelmetall. Und seiner Rolle wurde er bereits über die 200 m Schmetterling gerecht. Mit hervorragenden Leistungen schwamm er in den Final und dort auf den 5. Platz. Nachdem er vor drei Jahren noch im Halbfinal hängengeblieben war, gelang ihm damit eine bemerkenswerte Steigerung. Mit der Motivation dieses ersten gewonnenen Diploms stieg er dann in den 100 m Wettkampf ein und wusste auch dort zu überzeugen. Die vielerorts geäusserten Erwartungen schienen ihn in keinster Weise aus der Ruhe zu bringen. Die Finalqualifikation trotz nicht idealem Anschlag war die Folge. Und im Finale, vor diesem ohrenbetäubend lauten Publikum war klar, dass alles möglich war. Das Starterfeld war extrem gut besetzt, allen voran mit dem Weltrekordhalter Kristof Milak (HUN). Dieser wurde denn auch seiner Favoritenrolle gerecht. Vor den beiden Kanadiern Josh Liendo und Ilya Kharun. Und Noè Ponti? Er wurde eine Zehntelsekunde hinter Kharun undankbarer Vierter.
Die Enttäuschung war entsprechend gross. Monatelange Vorbereitung, der Verzicht auf so Vieles, tausende Kilometer im Wasser. Doch so ist der Sport, und das weiss Ponti auch. Er wird es als Motivation für den nächsten olympischen Zyklus nehmen, wo er in LA im besten Schwimmeralter sein wird.
Die beste Leistung eines Schweizer Leichtathleten seit Werner Günthör 1992 gelang Weitspringer Simon Ehammer.
Nach den aufwühlenden Wochen im Frühling und Frühsommer, der letztlich im Entscheid mündete, an den Olympischen Spielen auf den Zehnkampf zu verzichten und im Weitsprung an den Start zu gehen, war die Fahrt mit dem TGV nach Paris so etwas wie der Startschuss in ein neues Abenteuer. Jetzt wurde nicht mehr zurück, sondern nur noch voraus geblickt. Die Quali, immer wieder aufs Neue eine Herausforderung, gelang Ehammer letztlich ziemlich souverän. Er wusste nun, dass er nochmals mindestens drei Sprünge haben würde für mseinen grossen Traum von der Olympia-Medaille.
Und tatsächlich gelang ihm mit dem zweiten Sprung auf 8,20 m eine gute Weite, die ihn hoffnungsvoll stimmte für die Sprünge 4–6. Doch leider passten in der Folge immer wieder Details nicht zusammen. Er blieb letztlich auf den 8,20 m und musste mit dem vierten Platz vorlieb nehmen.
Angesichts der Tatsache, dass es seine ersten Spiele waren und er dank dem vierten Rang mit einem Diplom nach Hause reisen durfte, war er dennoch stolz auf das, was er erreicht hatte.
Ebenfalls von ganz viel Stolz durfte Edouard Schmitz (25) sprechen. Der junge Springreiter aus Genf war eigentlich nur als Ersatzreiter nach Paris gereist, kam aber nach einer Rochade in der Spring-Equipe für das Einzelspringen doch noch zum Handkuss. Auf Gamin Van’t Naastveldhof schnupperte er erste Olympia-Luft auf der wunderschönen Anlage vor den Toren des Schloss Versailles und schloss seinen Parcours mit 8 Strafpunkten (2 Abwürfen) ab. Diese Erfahrung kann noch Gold wert sein in den nächsten Jahren. Jedenfalls überwog die Freude über das Erreichte sehr schnell über das Verpassen des Finaldurchgangs.
Diesen erreichte dafür Henrik von Eckermann. Jedoch folgte dort ein veritables Drama für den Weltranglisten-Ersten. Etwa nach der Hälfte des Parcours begannen Komplikationen und nach dem siebten Hindernis warf King Edward seinen Reiter vom Sattel und kam dabei selber zu Fall. Glücklicherweise blieben beide unverletzt, doch der Wettkampf war natürlich beendet. Es war ein tränenreicher Abschied aus Versailles für den 43-jährigen.
Die einzige Frau, welche die Abrogans-Fahne in Paris hochhalten durfte, war die 23-järige Kanutin Alena Marx. Sie ging gleich in mehreren Disziplinen an den Start und wusste vollends zu überzeugen. Im Canadier-Einer verpasste sie eine Medaille um lediglich 5 Sekunden, durfte sich aber über Rang 8 und ihr erstes Olympisches Diplom freuen. Noch besser lief es dann im Kajak-Cross, ihrer Paradedisziplin. In dieser wurde sie schon Europameisterin. In Paris folge die Bestätigung mit Rang 6. Die vielen Trainingseinheiten zusammen mit ihren männlichen Kollegen - darunter auch ihrem Bruder und Weltranglisten-2. Dimitri Marx - hatten sich ausbezahlt. Den Finaleinzug der besten vier verpasste sie denkbar knapp. Aber angesichts ihres jungen Alters darf die nun schon zweifache Olympia-Teilnehmerin mit viel Vorfreude auf die nächsten Olympischen Spiele in Los Angeles vorausblicken.
Wir schätzen uns sehr glücklich und sind äusserst stolz darauf, mit diesen jungen, tollen Menschen und Athlet*innen zusammenarbeiten zu dürfen. Die gemachten Erfahrungen in Paris sind auch für uns gleichzeitig Motivation und Inspiration für den weiteren gemeinsamen Weg. Und wer weiss, vielleicht kommen ja noch die einen oder anderen Olympionik*innen hinzu.